Was ist eine Metapher?

Aus der Serie: Eine kleine Schreibkunde

Die einen lieben sie, die anderen finden sie unnötig: die Metapher. Sie polarisiert und geistert trotzdem immer wieder durch die Köpfe vieler Texter. Klar ist auch: sie ist eines der meistbenutzten Stilmittel und wir verwenden sie in ganz unterschiedlichen Textarten.

In den einen macht sie allerdings eine bessere Figur als in den anderen. Schauen wir uns das also mal genauer an.

Was ist eine Metapher?

Dieses sprachliche Mittel ist eine “übertragene Bedeutung”, also eine Beschreibung, die dazu dient, einen bestimmten Sachverhalt zu vermitteln und bestenfalls besser zu veranschaulichen. Aber Vorsicht – sie ist kein rein direkter Vergleich, der meistens durch ein “wie” verbunden ist.

Vielmehr dient sie dazu, an die Vorstellungskraft der Leser zu appellieren und humorvoll, poetisch oder pointiert Themen zu beschreiben. Außerdem verbindet sie zwei Bereiche sprachlich miteinander. Das heißt, dass auch Interpretationen durchaus erwünscht sind und sich Autoren darüber bewusst sein sollten. Kein Wunder also, dass sich Metaphern naturgemäß eher in Gedichten, Prosa oder Lyrik wohlfühlen als in Nachrichten oder wissenschaftlichen Abhandlungen.

Es gibt einige bekannte Metaphern – dazu gleich mehr. Mit etwas Vorstellungskraft können Autoren aber auch eigene Metaphern erschaffen, dadurch den Lesefluss und Rhythmus beschleunigen und die Bilder bestenfalls ihrem eigenen Stil anpassen. Für viele Autoren ist das viel aufregender, als sich an gängigen Metaphern zu bedienen.

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Welche Metaphern gibt es?

Hier ein paar berühmte Vorbilder, die sich bereits seit vielen Jahren im deutschen Sprachbild etabliert haben:

  • Die Früchte deiner Arbeit ernten
  • Jemandem das Wasser reichen
  • Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt
  • Die rosarote Brille aufhaben
  • Aus einer Fliege einen Elefanten machen
  • Etwas auf Schiene bringen / Die Weichen sind gestellt
  • Die Nadel im Heuhaufen suchen
  • Eine Verkehrsinsel
  • Rechte mit Füßen treten
  • Die Zeit steht still
  • Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen

Oft habe ich von Mentoren oder Sprachexperten gehört, die vehement davon abraten, bekannte Sprachbilder zu verwenden. Und ich wiederum frage mich, ob es einen Text wirklich schlechter macht, eine gängige Metapher zu verwenden. Zum Beispiel in einem Text über ein Frau, die betrogen wurde. Könnte man hier nicht von der anfänglichen “rosaroten Brille” sprechen? Meiner Meinung nach sind auch die “abgedroschenen” Bilder berechtigt, wenn sie in Maßen und zur richtigen Zeit am richtigen Ort eingesetzt werden.

Die selbstgemachte Metapher

Die Königsdisziplin in diesem Bereich ist es natürlich, eigene Metaphern zu kreieren. Ich denke nicht, dass es dafür einen konkreten Weg oder eine Art Gebrauchsanweisung gibt. Viel wichtiger ist es, dass sie stilistisch in die jeweiligen Texte passen. Sowohl inhaltlich als auch in ihrem Erscheinungsbild. Hier ein paar Tipps:

  • Bevor man überhaupt zur Metapher greift, sollte man sich zuerst fragen, um welche Textart es sich überhaupt handelt. Ist es das richtige Stilmittel oder reicht ein einfacher Vergleich?
  • Man will ein Bild zeichnen, das eine Situation, ein Gefühl oder einen Sachverhalt beschreibt. Dafür gilt es sich zuerst wirklich gut vertraut zu machen mit dem, was man durch den Einsatz einer Metapher kommunizieren will.
  • Ein Anfang könnte sein, die Augen zu schließen und die Gedanken wandern zu lassen. Sich selbst in das Thema so gut wie möglich hineinzufühlen und was es genau auslöst. Alle Bilder die dabei entstehen sind spannend! Eines davon ist vielleicht schon die eigentliche Metapher.
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Beispiel “Sturm im Kopf”

In ihrem Kopf zog plötzlich ein heftiger Sturm auf und seine Böen legten mit einem Mal all ihre Gedanken flach. Theatralisch neigten sie sich zu Boden.
“Hallo? Bist du noch dran?”, klang es metallisch und dünn aus dem Handy, das ihr langsam aus der Hand glitt.

Was will ich damit sagen?
Schauen wir uns erstmal den Kontext an – es geht um eine Situation, in der eine Frau wohl eine schockierende oder schlechte Nachricht erhalten hat. Dass es sich um keine guten News handeln kann, verrät uns die Metapher gleich am Satzanfang. Der Sturm könnte hier für den Anruf und die erschütternden Neuigkeiten stehen, ein externes Ereignis, das sie innerlich aus der Fassung bringt und ihre Gedanken kurzzeitig niederringt. Um den Lesern das volle Ausmaß dieses Moments zu verdeutlichen, wird dieses Bild einer Naturgewalt herangezogen.

Eine Art von Metapher, die sich jedenfalls besser für literarische als journalistische oder wissenschaftliche Texte eignet.

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Beispiel “Kaffeebohne”

Er war die Kaffeebohne in einem Sack randvoll gefüllt mit Kakaobohnen.

Was will ich damit sagen?
Simple, yet effective, oder nicht? Als Leser stellt man sich diese Person wahrscheinlich als jemanden vor, der gerade nicht in eine bestimmte Gruppe oder Situation passt. Der sich vielleicht selbst so fühlt, oder den andere als einzigartige Erscheinung in einem homogenen Kontext wahrnehmen. Vielleicht geht es aber nicht um die Situation, sondern um seinen Charakter – ist er bitterer, sarkastischer oder energetischer als die anderen? Obwohl dem Leser hier ganz schön viel Interpretationsraum gelassen wird, hat der Autor dennoch die Zügel in der Hand. Entscheidend ist nämlich, an welcher Stelle im Text diese Art von Metapher steht. Genau das macht diese Metapher so spannend – die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten und die damit entstehenden neuen Zusammenhänge und Attribute.

Ich würde sagen, auch diese Metapher lässt sich leichter in literarischen Textarten verwenden. Allerdings spricht meiner Ansicht nach auch nichts dagegen, eine solche in journalistischen Beiträgen wie Reportagen oder Kolumnen zu verwenden.

Fazit

Langsam mit den wilden Pferden… 😉 Metaphern sind wunderbare Stilmittel, wenn sie richtig dosiert und an den richtigen Stellen eingesetzt werden. Sie können Texte verfeinern und den Lesern einen besseren Einblick geben, ihnen ein Thema noch eindringlicher vermitteln. Außerdem regen sie die Fantasie an und verleiten dazu, Dinge auch mal ganz anders zu betrachten. Sie zeichnen die Welt in anderen Farben. Schon alleine deshalb sind und bleiben sie auf meinem eigenen Schreibpfad tollkühne kleine Wegbegleiter.